Philosophisch-ethische Rezensionen
|
Volker Gerhardt über das GöttlicheFür Gerhardt denken oder erfahren wir das Göttliche als das über uns Hinausreichende, das uns
Umgreifende,
alles Tragende und Vollkommene, als das Ganze und Grenze alles Denkens und Wollens. Dabei wird es nicht nur als ein kaltes uns bloß gegenüberstehendes
„Etwas“ erfahren, sondern als ein „Etwas“, das uns wirklich betrifft, uns unmittelbar anspricht, angeht und bewegt. Diese Göttlichkeit der Welt lässt dann
deren Verhältnisse nicht gleichgültig, sondern hebt sie auf ein höheres Niveau. Und das einzelne Individuum wächst zugleich mit dieser Erfahrung mit. Das
Göttliche begegnet im tätigen Austausch mit der Welt, wird aber erst in der Selbstversenkung und Selbsterkenntnis zur Gewissheit. Das Problem des Glaubens
ist für Gerhardt nun die Sorge, dass das Handeln tragende Sinnverlangen würde nicht zu der Welt passen: Es muss eine Kongruenz zwischen meiner Erwartung und
dem Gang des Ganzen bestehen, das Handeln muss durch das es tragende Wissen mit der Welt als ganzer verknüpft sein. Eine geglückte, stimmige Sinnperspektive
leitet dann zum und im Guten des Lebens. Eine Einheit von Welt, Selbst und Vernunft im eigenen Dasein bezeichnet Gerhardt als optimal.
01.05.2015 |