Philosophisch-ethische Rezensionen
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Der Ökofeminismus von Wangeri Maathai und die spirituelle Krise unserer ZeitWangeri Maathai (1940-2011), geboren in Kenia, Biologiestudium und dann Masterabschluss
in Naturwissenschaften in den USA, Doktor in Veterinäranatomie Abschluss in Nairobi. Erste Frau, die in Ost- und Zentralafrika einen
Doktortitel erwarb. Wurde dann Professorin in Nairobi, in mehreren Zivilorganisationen in leitenden Positionen engagiert. Gründete
1977 das Green Belt Movement, die sich für die Wiederaufforstung in Kenia und für die Verbesserungen der Lage der Frauen einsetzt.
Dafür erhielt sie 2004 als erste afrikanische Frau den Friedensnobelpreis. Konnte auch 2002 einen Sitz im Parlament von Kenia
erringen und wurde stellvertretenden Ministerin für Umwelt und natürliche Ressourcen. Also eine ganz beeindruckende Frau!
In der Green Belt Bewegung (seit Beginn wurde bereits 51 Millionen Bäume gepflanzt) wurden über 30.000 Frauen in Forstwirtschaft,
Nahrungsmittelherstellung, Bienenwirtschaft und anderen Berufen ausgebildet, um ihnen ein Auskommen zu sichern. Daneben geht
es darum Umweltzerstörung vorzubeugen und Schäden zu beheben. Über den Beitrag zum Schutz der Erde als Gesamtsystem geht es
für Maathai um eine Heilung der Menschheit. Das Heilen der Welt wird zugleich als ein Beitrag zur Selbstheilung gesehen.
Durch das Wiederaufforsten wurde nicht nur die Verbesserung der Stellung von Frauen in ländlichen Gebieten befördert, sondern
es hat zugleich viele Frauen ermutigt und befähigt aktiv an den gesellschaftlichen und politischen Prozessen in Kenia
teilzunehmen. Die Arbeit der Grün Gürtel Bewegung beruht nach Maathei auf folgenden Grundwerten: Liebe zur Natur, Dankbarkeit
und Respekt vor natürlichen Ressourcen, Emanzipation und Selbst-Verbesserung und eine Bereitschaft zum Dienen und Freiwilligenarbeit
zu leisten. Solche Werte sind für Maahtei Teil der menschlichen Natur. Sie vertritt ein grundlegend positives und altruistisches
Menschenbild, das den Menschen als Bewahrer der Schöpfung sieht. Dabei werden die Menschen von einer Stimme des Guten geleitet,
die den Unterschied von richtig und falsch erkennen lässt und mahnt, gegen Unrecht vorzugehen. Die ökologische Krise der Gegenwart
ist darum für sie vor allem eine Krise der Werte und ethischen Normen. Neben dem unersättlichen Verlangen nach immer mehr prangert
sie auch den Verfall des Engagements für die Gemeinschaft an. Das vorherrschende Wertesystem, so kritisiert sie, propagiert eine
egoistische und monetarische Grundhaltung zum Leben und verleitet dazu, die Natur als Ware zu betrachten. Diese Haltung muss
überwunden werden, so meint sie, bevor an einer nachhaltigen Lösung der ökologischen Krise der Gegenwart gearbeitet werden
kann. Wichtiger als Wissenschaft sind für sie hier ethische Werte und spirituelle Einstellungen. Es geht ihr auch darum,
die Bedingungen zu schaffen, unter denen Menschen Selbstvertrauen gewinnen, die eigene Würde erkennen und Sinn für Selbstwert
entwickeln. Umweltschutz und Demokratie sind für sie eng verwoben und darum sind Fragen der politischen Partizipation, guter
Regierungsführung und verantwortlicher politischer Führung für sie ebenso zentral.
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