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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Jürgen Habermas, Bedeutung der öffentlichen Kommunikation für deliberative Demokratien

Für Habermas bildet die öffentliche Kommunikation das notwendige Verbindungsglied zwischen der politischen Autonomie des Einzelnen und der gemeinsamen politischen Willensbildung aller Staatsbürger. Nur wenn man am öffentlichen Meinungsbildungsprozess teilnimmt, kann man als Staatsbürger die Spannung ausgleichen, die zwischen dem Gemeinwohlinteresse und dem jeweils eigenen Interesse entsteht. Gesetzesnormen können nur dann von allen gleichermaßen gewollt sein, wenn sie einen solidarischen Ausgleich jeweils konfligierender Interessen spiegeln. Die den Staatsbürgern garantierten Freiheiten und Rechte bleiben nur dann von paternalistischer Fremdbestimmung frei, wenn dieselben Bürger als Staatsbürger und demokratische Mitgesetzgeber von den gewährten Kommunikations- und Teilnamerechten im Geiste einer intersubjektiv ausgeübten politischen Autonomie Gebrauch machen. Nur so können die Staatsbürger in den implementierten Gesetzen und Freiheiten im Großen und Ganzen ihren eigenen Willen wiedererkennen, der aus einer pluralistischen demokratischen Willensbildung hervorgeht. Demokratie ist nur so lange Demokratie, so Habermas, wie die Masse der Bürger glaubwürdig an diesem Ziel festhält.

Jürgen Czogalla, 15.10.2022