Philosophisch-ethische Rezensionen
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Jürgen Habermas, Bedeutung der öffentlichen Kommunikation für deliberative DemokratienFür Habermas bildet die öffentliche Kommunikation das notwendige Verbindungsglied
zwischen der politischen Autonomie des Einzelnen und der gemeinsamen politischen Willensbildung aller Staatsbürger. Nur
wenn man am öffentlichen Meinungsbildungsprozess teilnimmt, kann man als Staatsbürger die Spannung ausgleichen, die
zwischen dem Gemeinwohlinteresse und dem jeweils eigenen Interesse entsteht. Gesetzesnormen können nur dann von allen
gleichermaßen gewollt sein, wenn sie einen solidarischen Ausgleich jeweils konfligierender Interessen spiegeln. Die den
Staatsbürgern garantierten Freiheiten und Rechte bleiben nur dann von paternalistischer Fremdbestimmung frei, wenn dieselben
Bürger als Staatsbürger und demokratische Mitgesetzgeber von den gewährten Kommunikations- und Teilnamerechten im Geiste
einer intersubjektiv ausgeübten politischen Autonomie Gebrauch machen. Nur so können die Staatsbürger in den implementierten
Gesetzen und Freiheiten im Großen und Ganzen ihren eigenen Willen wiedererkennen, der aus einer pluralistischen
demokratischen Willensbildung hervorgeht. Demokratie ist nur so lange Demokratie, so Habermas, wie die Masse der Bürger
glaubwürdig an diesem Ziel festhält.
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