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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Scott Hershovitzs kleiner Sohn Rex und die Frage nach Gott

Hershovitz erzählt, dass als sein Sohn Rex noch klein war, er ihn häufig gefragt hat: "Gibt es Gott in echt?" Der Autor ist sich da zum einen selbst nicht ganz sicher - er neigt eher zum Nein, zum anderen aber hält er es selbst für wichtig, wenn sein Kind eine große Frage stellt, dann dazu ein Gespräch einzuleiten ohne die Frage durch vorschnelle Antworten in Keime zu ersticken. Stattdessen präsentiert er eine ganze Bandbreite von Ansichten, z.B. dass manche Menschen glauben, dass es Gott tatsächlich gibt und die Geschichten in der Bibel wahr sind. Dass es aber auch andere Menschen gibt, die die Geschichten für erfunden halten, um Dinge zu erklären, die die Menschen nicht verstehen. Und dann fragt er seinen Sohn: "Und was meinst du?". Sagt sein Sohn, dass er glaube, dass Gott existiert, frägt er z.B. zurück, wie er darauf kommt und ob ihm aufgefallen ist, dass manche Geschichten in der Bibel nicht zusammenpassen (es gibt z.B. 2 Schöpfungsgeschichten), und warum es so vieles Böses in der Welt gibt, obwohl es Gott unterbinden könnte, wenn er denn existierte. Wenn Rex in die andere Richtung tendiert, fragt er ihn, warum so viele Menschen die biblischen Geschichten ernst nehmen, wenn sie doch nur erfunden sind, und wie er sich die Existenz der Welt erklären würde und so weiter. Das Gespräch muss natürlich, so Hershovitz, an den Entwicklungsstand des jeweiligen Kindes angepasst sein. Die Gespräche mit seinem Sohn dauern auch nicht stundenlang, sondern häufig nur ein- oder zwei Minuten. Aber das läppert sich mit der Zeit. Einmal überraschte ihn sein 4 jähriger Sohn mit der Aussage: "Ich glaube, dass Gott in echt erfunden ist und im Erfundenen echt." Dann erklärte das Kind seinem Vater: "In echt gibt es Gott nicht. Aber wenn wir so tun als ob, dann gibt es ihn." Für den Leser ordnet das Hershovitz dann als Fiktionalismus ein. Der Autor spinnt den Gedanken dann etwas für den Leser weiter und bekennt: "Wenn es um Gott geht, bin ich Fiktionalist."

Jürgen Czogalla, 12.11.2022