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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Dietmar Hübner, Die Rolle von Repräsentationen

Als zentrales Problem seiner Theorie der Freiheit bezeichnet es Hübner, wie es möglich sein soll, dass Gründe als nichtkausale Entitäten, Wirksamkeit hinsichtlich menschlicher Entscheidungen und Handlungen erlangen können. Hübner meint, das können sie über Repräsentationen erreichen, die ihrerseits kausale Entitäten sind. Was er aber nicht möchte, ist in einen Perspektiven-Dualismus zurückzufallen und Gründe allein zu Gegenständen eines bestimmten personalen Blickwinkels oder eines Sprachspiels zu deklarieren. Denn auch wenn man damit am nichtkausalen Charakter von Gründen festhalten könnte, würde ihre kausale Wirksamkeit rundheraus preisgegeben. Sie wären dann nur noch phänomenale oder semantische Erscheinungen ohne belastbare ontologische Präsenz. Auch möchte er nicht Gründe schlichtweg mit Ursachen gleichsetzen, indem man sie etwa als Absichten und Motive, die sich aus Neigungen und Annahmen ergeben, interpretiert oder als Strömungen und Tendenzen, die in geteilten Sprachpraktiken oder in kommunikativer Verständigungspraxis verankert sind. Zwar wäre hierdurch jetzt die kausale Wirksamkeit gesichert, ihr nichtkausaler Charakter wäre aber sofort verloren, weil sie jegliche ontologischen Eigenständigkeit gegenüber dem Mentalen oder dem Kulturellen verloren hätten. Und gewagte Konstruktionen, wie etwa, dass Gründe zwar selbst keine Wirkungen seien, aber allemal als Ursachen aufträten, oder dass das Abwägen und Akzeptieren von Gründen zwar kein kausaler Prozess sei, aber durchaus eine kausale Rolle in der Welt spielt, lehnt er mit Nachdruck ab. Seine Antwort ist, wie er selbst meint, schlicht, kaum spekulativ und enthält seiner Meinung nach dennoch alles, was man für ein belastbares Verständnis der Willensfreiheit braucht: Gründe sind in der Tat nichtkausale Entitäten, liegen also definitiv außerhalb des Raumes der Ursachen, können aber in geeigneten Strukturen psychischer, sozialer und neuronaler Art repräsentiert werden, sodass sie über diese kausalen Strukturen reale Wirksamkeit erlangen können. Diese Repräsentationen bilden die Gründe in ihrer nichtkausalen Verfasstheit ab, sind dabei aber selbst mentale, kulturelle, physikalische, biologische, chemische, physiologische Zustände und wirken entsprechend als kausale Ursachen in der realen Welt. Gründe bestimmen als über ihre Repräsentationen menschliches Entscheiden und Handeln und in eben dieser Bestimmung besteht nach Hübner die Willensfreiheit.

Jürgen Czogalla

31.08.2024