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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Geert Keil beantwortet die Frage, ob der Fallibilismus sich selbst widerlegt

Geert Keil weist auf das Problem der Selbstanwendung des Fallibilismus hin: Woher können wir überhaupt sicher wissen, dass wir fehlbar sind? Laut dem Fallibilismus besitzen wir für keine unserer Überzeugungen eine wahrheitsgarantierende Rechtfertigung. Ist aber dann nicht auch diese Annahme fehlbar? Ist der Fallibilismus dann nicht paradox? Oder sollen wir einfach annehmen, dass es in diesem einzigen Punkt eine Ausnahme geben soll, wir hier also auf gar keinen Fall fehlen? Der Autor weist darauf hin, dass seiner Hypothese nach Wissen keine wahrheitsgarantierende Rechtfertigung erfordert. Dann löst sich das Paradox seiner Meinung nach auf. Wer mit gutem Grund und nach sorgfältiger Prüfung etwas für wahr hält, ohne sich für unfehlbar zu halten, nimmt nicht per se an, dass er sich geirrt hat. Der Wahrheitsanspruch bleibt bestehen, auch wenn der Fallibilist nicht ganz ausschließen kann, dass er sich vielleicht doch geirrt hat. Was er für wahr hält, hält er nach bestem Wissen und Gewissen für wahr. Der Irrtumsvorbehalt ist darum mit dem Wissensanspruch vereinbar. Dagegen sich selbst für völlig wissend zu halten führt zum Dogmatismus. Der Wissensvorbehalt treibt an mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und andere Stimmen ernst zu nehmen. Wird eine Überzeugung falsifiziert, ändert das nichts daran, dass die betreffende Person vorher eine begründete Überzeugung hatte, auch wenn sie sich nachträglich als falsch erwies. Allerdings hielt sie etwas für Wissen, was kein Wissen war. So geht es im Leben, meint der Autor.

Jürgen Czogalla, 11.01.2020