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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Natalie Knapp, Fünf Urkräfte, die uns durch schwierige Übergangszeiten tragen

Knapp nennt und erklärt folgende Urkräfte:

1. Vertrauen

Unser Basisvertrauen ins Leben ist nach Knapp berechtigt und durch unser gelebtes Vertrauen tragen wir zu einer vertrauensvollen Gesamtatmospähre bei. Das Urvertrauen in das Leben ermöglicht uns, dass wir unser Leben auch dann noch positiv gestalten können, wenn alles um uns herum ins Wanken gerät. Es hilft zu vertrauen, dass das Leben uns auch immer wieder Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet, mit denen wir nicht gerechnet hätten.

2. Hoffnung

Während das Vertrauen aus Erfahrungen aus der Vergangenheit seine Kraft entfaltet bezieht die Hoffnung ihren Mut aus der Zukunft. Gerade die Unberechenbarkeit des Lebens macht es möglich, auch dann noch hoffnungsvoll zu handeln, wenn alles gegen eine gute Zukunft zu sprechen scheint. Wäre das Leben vorhersehbar, fehlte für eine solche Hoffnung die Basis. Dabei manifestiert sich Hoffnung meistens eben nicht in einem passiven Warten, sondern in kreativen Akten, mit denen man auf veränderte Situationen eingeht und die von alten eigenen Gewohnheiten womöglich abweichen.

3. Akzeptanz

Akzeptanz bezeichnet die Fähigkeit zu akzeptieren, was man nicht ändern kann. Oftmals geht es einem gleich besser, wenn man davon absieht, sich an dem ständig abzuarbeiten, was einfach unvermeidbar ist. Diese Fähigkeit ist außerdem auch entscheidend bei der Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen, sie hilft dabei, an ihnen zu wachsen und nicht an ihnen zu zerbrechen. Es gilt sich der Realität zu stellen, das geschehene Unglück als Teil des eigenen Lebens anzunehmen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, wie man anschließend weiterlebt. Echtes Wachstum kann nur auf dem Boden der Realität stattfinden.

4. Liebe

Liebe vermittelt uns einen Augenblick der Ewigkeit, sie hebt uns für einen Moment sozusagen aus der Zeit heraus. Wir verbinden uns durch sie mit anderen in einer Weise, das beide, ich und der andere dabei wachsen können. Man verhilft sich sozusagen gegenseitig zum Menschsein in seiner tiefsten Bedeutung ohne dabei immer in erster Linie rechnend darauf zu schauen, ja nicht dabei zu kurz zu kommen. Dieses Gefühl gebraucht und wertgeschätzt zu werden wird uns durch schwierige Zeiten mit hindurchzutragen helfen.

5. Lebendigkeit

Sich wirklich lebendig fühlen kann man nicht ganz alleine, ich brauche eine Beziehung zum Anderen, durch den ich angeregt und verändert werde, sodass ich mich wandle. Sie ist Reaktion auf die Sehnsucht mit der Welt in Beziehung zu treten (z. B. durch Menschen, Tiere, Pflanzen oder Lieder). Lebendigkeit lässt uns in allen Lebensbereichen schöpferisch werden; sie entsteht, wenn anderes uns überrascht. So lässt sie sich nicht mechanisch erzeugen oder beherrschen. Wer sich lebendig fühlen möchte, muss daher auch immer mal wieder riskieren Fehler zu machen. Sich klar zu machen, dass es gerade keine Schande ist, auch einmal zu scheitern, ermutigt uns dazu, dass wir uns neuen und ungewohnten Situationen kreativ stellen. Dabei knüpfen wir an Vertrautes an, lassen uns dabei aber von Fremden bereichern und auch verwandeln. Wir verfügen über eine biologische und psychologische Widerstandskraft, aber auch über einen Impuls zur Erneuerung. Die ständige Drohung der Möglichkeit des Scheiterns erweist sich dabei als Motor von Imagination, Kreativität und möglicher Schöpfung. Wer die Kraft des Lebendigen spüren will, der muss lernen, sich selbst auch einmal aufs Spiel zu setzen. Durch Lebendigkeit erneuert sich immer wieder unser Leben, auch und gerade in schwierigen Zeiten.

Jürgen Czogalla

10.01.2016