Philosophisch-ethische Rezensionen
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Angelika Krebs: Warum eine Philosophie der Liebe die Literatur unbedingt brauchtKrebs stellt fest, dass man die Erfahrung der Liebe niemandem
anbegründen kann. Diese Erfahrung muss vielmehr jeder selbst machen und an diese Erfahrung kann dann die Philosophie
anknüpfen. Die Erfahrung der Liebe kann man allerdings sowohl im realen Leben als auch über die Kunst und hier
insbesondere über die Literatur machen.
1. Sie bemerkt, dass das Wissen der Liebe sich der Übersetzung in klassische Aussagewahrheiten widersetzt, weil sie ein narratives Phänomen ist. Liebe müsse erzählt werden, meint Krebs. Hier hat die Literatur den Vorzug, dass sie als Paradigma für unser aller Leben fungiert. Sie verdichtet die Liebeserfahrung dergestalt, dass sie das übliche Erzählen über sie überbietet. 2. Außerdem fühlt sich Liebe phänomenal an: Sie muss bedichtet werden. Die Vertrautheit damit, wie sich Lieben anfühlt, erweist sich allerdings als nicht vollständig beschreibbar. Literatur eignet sich allerdings besonders gut dafür rüberzubringen, wie Liebe tut: Durch sprachliche Bilder, Wortton und Rhythmus der Sätze. 3. Schließlich ist sie ein soziales Phänomen: Liebe muss dramatisch als Dialog zwischen verschiedenen Personen dargestellt werden. Philosophie gelingt es nach Krebs am besten über Beispiele aus der Literatur einen Existenzbeweis für das Phänomen der Liebe zu erbringen, der allerdings den Nachteil hat, dass er sich in der Fiktion bewegt. Zur Vervollständigung des Beweises muss der Leser das Phänomen dann noch als ein reales anerkennen, indem er es auf eigene Erfahrungen hin übersetzt oder durch sie bei Bekannten identifiziert oder anhand des literarischen Beispiels sich davon überzeugen lässt, dass dieses Phänomen durchaus real möglich ist und die Augen aufmacht um in der eigenen Welt die Liebe zu entdecken. (Ach du heiliger Begründungsgang der Philosophie!) 4. Und zuletzt: Liebe ist ein partikulares Phänomen, man muss sich ihr über Beispiele annähern. Es geht nicht um ein Schicksal, dass alle Menschen teilen, denn jede Liebe ist anders. Literarische Texte können aber nach Krebs durchaus das Typische, die Wesensgesetze individueller Liebesbeziehungen zeigen. 23.08.2015 |