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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Kutscheras Kritik am Nonkognitivismus

Unter nichtkognitivistischen ethischen Theorien versteht man solche für die normative Aussagen keine Behauptungssätze sind, was heisst, dass mit ihnen keine Sachverhalte behauptet werden. Behauptungssätze sind entweder wahr oder falsch (z.B. der Satz "Die Tür ist zu.") wohingegen z.B. Wunsch- oder Befehlssätze (wie z.B. "Mach die Tür zu!") keine Behauptungssätze sind. Für nichtkognitivistische Theorien - im Gegensatz zum Kognitivismus - haben normative Aussagen eben nur den Charakter von Befehlen, Empfehlungen und Wünschen. Auch die Möglichkeit mit ihnen potentielle Erkenntnisse darzustellen, sind hier ausgeschlossen. Diese Theorie kritisiert Kutschera wie folgt: Wenn wir über moralische Werte oder Gebote sprechen, dann haben unsere Aussagen in der Realität primär einen behauptenden Charakter, dasselbe gilt auch für den Rechtsbereich. Außerdem kann man mit der nichtkognitivistischen Deutung normativer Sätze komplexe normative Sätze nicht hinreichend aufschlüsseln. So sehen wir die Tatsache, dass etwas gut ist, als Grund dafür an es zu billigen; dass wir etwas billigen ist dagegen weder eine Rechtfertigung noch ein Grund dafür, dass wir es billigen. Außerdem sind Empfehlungen und Aufforderungen nur für zukünftige Handlungen sinnvoll. Schließlich verwischen nichtkognitivistische Theorien den Unterschied zwischen subjektiven und normativen Präferenzen. Sie sind darum nicht in der Lage Sätze wie "Das gefällt mir." und "Das billige ich." differenziert zu betrachten. Der Unterschied zwischen Handlungen, die gefallen und Handlungen, die moralisch richtig sind, entfällt. Endlich verfehlen nichtkognitivistische Theorien normativer Aussagen das Phänomen moralischen Handelns, dass darin besteht, auch dann zu tun was richtig ist, wenn es der eigenen Neigung widerspricht. Jenseits unserer persönlicher Neigungen gibt es also objektive Kriterien für moralisches Handeln. "... Eine nichtkognitivistische Deutung normativer Aussagen verfehlt daher den Sinn der Frage, die zu beantworten Aufgabe der Ethik ist..." (Seite 119), so meint Kutschera.

Jürgen Czogalla

22.08.10