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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Konrad Lorenz: Das Band

Das persönliche Band entstand nach Konrad Lorenz im Laufe des großen Werdens bei aggressiven Tieren zum Zwecke der Arterhaltung, zumeist wohl um gemeinsame Brutpflege trotz der stark ausgeprägten Aggressivität überhaupt erst zu ermöglichen. Dabei entstand das Band seiner Meinung nach in vielen Fällen direkt aus der intraspezifischen Aggression, zum Teil aber auch auf dem Wege der Ritualisierung eines neu-orientierten Angriffes oder Drohens eben weg vom Partner. Diese Riten sind an die Person des Partners gebunden und sind als selbständige Instinkthandlungen zum Bedürfnis geworden und darum ist jetzt auch der Partner selbst ein unabdingbares Bedürfnis. Die intraspezifische Aggression ist nach Lorenz um Millionen Jahre älter als die Liebe und die persönliche Freundschaft. Ein persönliches Band ist nur bei Knochenfischen, Vögeln und Säugetieren bekannt. Es gibt zwar intraspezifische Aggression ohne ihren Gegenspieler, die Liebe, aber es gibt umgekehrt keine Liebe ohne Aggression. Die Ähnlichkeiten etwa des sozialen Verhaltens von Graugans und Mensch sind nicht von einem gemeinsamen Ahnen vererbt, sie sind nicht homolog, sondern durch konvergente Anpassung entstanden. Ihre Entstehung ist ganz sicher kein Zufall: Dieser Instinkt entfaltet eine ganz bestimmte arterhaltende Funktion und zwar eine solche, die bei Graugans und Mensch ganz oder nahezu völlig gleich ist. So kommt eben die Übereinstimmung im Verhalten zustande (Sich-Verlieben, Freundschaft, Streben nach Rangordnung, Eifersucht, Gram).

Jürgen Czogalla

01.11.2010