Philosophisch-ethische Rezensionen
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Alasdair MacIntyre und die aristotelische Moraltradition bei Jane Austen
MacIntyre sieht in Austen eine zutiefst christliche Autorin, die in Vielem, was sie über Tugend und Untugend äußert, sehr traditionell wäre. So lobe sie die aristotelische Tugend, sozial angenehm zu sein. Dabei sei sie aber kritisch einer Angenehmheit gegenüber, die echter Liebenswürdigkeit entbehren würde. So lobt sie nach Ansicht des Autors Intelligenz auf aristotelische und Demut auf christliche Weise. Moral sei für Austen dazu da, Leidenschaften weniger nur bloß zu verbieten als vielmehr zu erziehen. Dabei zeige sie in ihren Werken aber immer wieder auch Beispiele, wo die bloße äußere Erscheinung der Moral auch ungezügelte Leidenschaften kaschieren kann (z. B. in Gestalt ihrer Romanfigur Mary Crawford). Ein weiteres zentrales Thema bei Austen sei des weiteren die Selbsterkenntnis, die nur durch eine Art von Reue erreicht werden könne. Selbsterkenntnis, so MacIntyre, ist für Jane Austen eine intellektuelle und moralische Tugend. Eine weitere wichtige Tugend, die bei ihr thematisiert werde, sei fernerhin die Beständigkeit, die verstärkt werde durch die christliche Tugend der Geduld. Gerade ihren beständigen Charakteren ermangele es bezeichnenderweise oft eines bloßen, modernen Charms, der diejenigen besonders auszeichne, die über keine Tugend verfügen würden, und ihn nur einsetzen, um augenblickliche Situationen zu bestehen. Für MacIntyre haben die Romane von Austen insgesamt den Charakter von ironischen Komödien. Sie lasse ihre Gestalten und Leser mehr sehen und sagen, als sie eigentlich vorhatten. So könnten sie sich selbst korrigieren. Ihre Darstellung der Tugend zeigt für ihn deutlich, dass eben diese die narrative Struktur und Einheit menschlichen Lebens voraussetzen würde.
04.04.2013 |