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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Christoph Menke, Faszination als Beginn radikaler Befreiung

Radikale Befreiung kann nach Menke keine Tat sein, die das Subjekt ausführen soll. Sondern die Forderung nach der radikalen Befreiung gründet für ihn in ihrer Erfahrung, sie wird erlitten. So spricht er auch von einer materialen Ästhetik der Befreiung. Diese geschieht in einem Moment der Faszination (beim biblischen Mose etwa als er den brennenden Dornbusch sieht, oder beim Hauptprotagonisten der Serie "Breaking Bad" als er eine Reportage im TV sieht, wo Drogendealer auffliegen und Berge von Geld sichergestellt werden). Für Menke erleidet das Subjekt in der Faszination den Abbruch seiner Bestimmungsaktivität und es bejaht dieses Erleiden. Sie ist die Lust am Erleiden des Unbestimmten. Faszination ist Erfahrung des Wirklichen, die über die Erfahrung der gewohnheitsmäßig bestimmten Realität hinausgeht. Das Dasein des Unbestimmten wird hier bemerkbar. Dieses Unbestimmte offenbart sich aber zugleich als das, was wir bestimmen können. Es eröffnet sich so die reine Möglichkeit des Bestimmens. Durch diese Erfahrung werden wir von dem Gesetz der Identität laut Menke befreit. Diese Erfahrung nennt Menke befreiend. Sie unterbricht das Bestimmen, ermöglicht aber in eins ein Neubestimmen. Sie ist transitorisch und kontingent. Sie vergeht wie im Rausch.

Jürgen Czogalla, 05.02.2023