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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Christoph Möllers, Idealtypische Genealogie des Normativen

Nach Möllers kann man 4 Stufen der Normentwicklung unterscheiden.

1. Stufe:

Normativität entsteht durch Enttäuschung von Erwartungen und Verallgemeinerung der Enttäuschungserfahrung. Das ist für Möllers die basale Form der Normativität. Auf dieser Stufe ist keine großartige soziale Reflexionsfähigkeit von Nöten.

2. Stufe:

Neben persönlichen Enttäuschungserfahrungen treten nun Normen, deren Existenz sich vom Faktischen abkoppeln lassen. Solche Normen dienen als Grundlage für eine Beurteilung des Weltzustandes, weniger als Vorgaben für dessen Veränderung. Sie manifestiert sich als soziale Imagination in Politik oder Kunst.

3. Stufe:

Hier sind Normen sowohl veränderbar, können aber zugleich auch als Mittel der Veränderung dienen. Auf dieser Stufe wird die Zukunftsorientierung des Normativen ausdrücklich. Es ist nicht mehr nur ein analytisches Element, sondern dient der Gestaltung. Für Möllers ersetzt diese Stufe nicht die vorhergehenden, sondern ist als ein Ergänzung dieser zu verstehen. Hier sind Normen nicht mehr naturwüchsig oder Ergebnis von sozialen Prozessen, sondern sie werden Gegenstand von Entscheidungen und sozialer und individueller Reflexion.

4. Stufe:

Hier soll sich die Welt nicht verändern, sondern in einen Ursprungszustand zurückgebracht werden. Als Beispiel nennt der Autor die Menschenrechte. Sie wirken als universale Garantien außerhalb staatlicher Rechtsräume. Sie finden sich zwar dann in völkerrechtlichen Verträgen, werden aber mit den Verträgen nicht geschaffen, sondern haben ihre Quellen woanders, wie z.B. in der Natur des Menschen.

Jürgen Czogalla, 30.12.2018