philosophisch-ethische-rezensionen auf Facebook

Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Luisa Neubauer über die fossile Übermacht

B is heute, so Neubauer, können Kohlekonzerne komplette Dörfer wegbaggern, während auf der anderen Seite genau darauf geachtet wird, dass sich kein Kuhstall durch ein 950 Meter entferntes Windrad gestört fühlt. Mit für Neubauer zum Teil absurden Anforderungen und Genehmigungsblockaden wird so der Windkraftausbau bei uns sabotiert. Solche politischen Entscheidungen lassen sich ihrer Meinung nach nicht argumentativ oder rational, ökonomisch oder parteipolitisch erklären. Es liegt auch nicht allein am fossilen Marketing oder fossiler Desinformation, sondern vor allem an der fossilen Übermacht. Unter Fossilität versteht sie die irrationale, historisch gewachsene und in der Gesellschaft emotional und kulturell verankerte, oft unbewusste Überzeugung, dass fossile Antworten belastbar und vertrauenswürdig sind. Fossil gilt also als gesunder Menschenverstand. Alles andere gilt als radikal, unkonventionell und riskant. Es geht hier auch immer um Emotionen, um Sehnsüchte und verborgene Sorgen. Darum ist, wenn es ums Klima geht, immer auch die Auseinandersetzung mit Macht, mit Vorurteilen, mit Identität und Kultur wichtig. Für Neubauer bedeutet dabei Fossilität, dass die Welt dazu da ist, um beherrscht zu werden. Wir kontrollieren, zerstören und zersägen dabei alles, was wir in die Finger kriegen.

Jürgen Czogalla

09.03.2025