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Philosophisch-ethische Rezensionen
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Annemarie Pieper, Utopien und gerechte WeltUtopien für eine friedlich miteinander verkehrender Weltgesellschaft zu
entwickeln hält Pieper für eine bleibende Aufgabe von Politik und Ethik. Utopisch kann man außerdem ihrer Meinung nach
den Menschen als Lebenskünstler betrachten. Beteiligt am utopischen Projekt sind sämtliche menschliche Erkenntniskräfte:
sinnliche Wahrnehmung, Verstand, Vernunft und Phantasie sind bestrebt, dem Wahren, Guten und Schönen in einem Gedankengebilde
Geltung zu verschaffen, das es verdient in die Wirklichkeit überführt zu werden. Pieper vergleicht es mit der Herstellung
eines Kunstwerkes. Wie der Bildhauer einen Steinblock bearbeitet, so gestalten wir unser Leben. Dabei fangen wir nicht bei
Null an, sondern am Grundmaterial. Bei der Gestaltung müssen wir unsere individuellen Besonderheiten, die auch Resultat
unsere Erlebnisse sind, beachten. Das Kunstwerk Individuum ist work in progess bis zum Tod. Lebenskunst gedeiht nach Pieper
nur in einem kulturellen Rahmen. Ohne Kreativität, Einbildungskraft und Phantasie wäre unser Leben fad und es entstünde kein
ästhetischer Überschuss, der die Sinne anspricht und zu einer guten Gestaltung der Welt unabdingbar ist. Dadurch wird auch
immer wieder eine rein ökonomistische Monokultur aufgebrochen und uns werden immer wieder, wie in einem Spiegel, unsere
eigenen eingefahren-verfahrenen Einstellungen in kulturellen Bildern gegenübergestellt.
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