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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Jan Rommerskirchen, Michael Walzer und die Sphären der Gerechtigkeit

Für Rommerskirchen setzt Walzer auf eine kommunitaristische Position der komplexen Gleichheit. Walzer, ein US-amerikanischer Gegenwartsphilosoph, untersucht in seinem Buch „Sphären der Gerechtigkeit“ elf Sphären der Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft: Sicherheit, Wohlfahrt, Geld und Waren, Ämter und Qualifikationen, Arbeit, Freizeit, Erziehung und Bildung, Verwandtschaft und Liebe, göttliche Gnade und politische Macht. Unter komplexer Gleichheit, die für ihn zur Gerechtigkeit führt, versteht er, dass die Sphären nicht alle von einer einzigen Macht beherrscht werden sollten. Sie bleiben separat und in jeder Sphäre werden die Güter auf Grund anderer Gerechtigkeitsprinzipien an jeweils andere Personen verteilt. Der Vielfalt von Gütern entspricht eine Vielfalt von Distributionsverfahren, Distributionskriterien und -agenten ohne die eine komplexe Gleichheit in einer daher gerechten Gesellschaft nicht möglich sei. Dazu gehört es dann auch, dass es etwa Dinge gibt, die man mit Geld nicht kaufen darf. Grenzüberschreitungen zwischen den Sphären, bei denen etwa Macht in einer Sphäre auch das Übergreifen in eine andere Sphäre ermöglicht, führt für Walzer in den Totalitarismus. Niemand soll ein Gut aus einer anderen Sphäre nur deswegen erhalten können, weil er ein Gut in einer anderen Sphäre errungen hat. Eine gerechte Gesellschaft braucht gute Zäune. Dabei propagiert Walzer einen dezentralen demokratischen Sozialismus in Gestalt eines starken Wohlfahrtstaates der auf öffentliche Diskussion und auf lokale ehrenamtliche Gemeindebeamten setzt. Es ist die Vorstellung einer Zivilgesellschaft, deren Mitglieder die von ihnen selbst bestimmten Werte in ihrem sozialen Handeln schützen und fördern.

Jürgen Czogalla, 21.10.2018