Philosophisch-ethische Rezensionen
|
Richard Rorty, Systematische und bildende PhilosophieGroße bildende Philosophen sind für Rorty etwa Dewey, Wittgenstein
und Heidegger. Sie machen sich für Rorty eher lustig über die systematische Philosophie, der Suche nach universaler
Kommensuration in einer endgültigen Sprache. Bei ihnen haben Wörter nicht kraft ihrer Darstellungskraft, sondern
kraft ihrer Beziehung zu anderen Wörtern Bedeutung. Bestimmte Vokabulare haben bei ihnen ihren privilegierten Status
den Personen zu verdanken, die sie verwenden, und nicht ihrer Durchlässigkeit gegenüber der Wirklichkeit. Große
systematische Philosophen wollen wie große Wissenschaftler für die Ewigkeit bauen, während bildende Philosophen um
ihrer Generation willen zertrümmern, sie wollen dem Staunen seinen Platz erhalten, das Staunen, dass es noch Neues
unter der Sonne gibt. Bildende Philosophen verhindern, dass unsere Gespräche zu bloßen Forschungsprozessen degenerieren,
zu einem bloßen Austausch von Theorien.
|