Philosophisch-ethische Rezensionen
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Richard Rorty, Ethik ohne allgemeine PflichtenRorty meint, der Unterschied zwischen uns und anderen Tieren liege lediglich
in der unterschiedlichen Komplexität unseres Verhaltens. Wir selbst sind also nichts anderes als außergewöhnlich gescheite
Tiere. Von Platon und Aristoteles rührt die Vorstellung her, Tiere seien zur Erkenntnis unfähig, während der Mensch durch
die Erscheinung hindurch zur Welt vordringt, zu den gleichbleibenden, inneren Wesen der Dinge. Rorty als Pragmatist meint,
dass wir in Physik und Ethik nach Anpassung streben. Unsere Anpassung an unsere Mitmenschen vollzieht sich in der Suche nach
Rechtfertigung und Übereinstimmung. Und diese Suche sollte seiner Meinung nach an die Stelle des traditionellen Strebens
nach Wahrheit auch treten. Außerdem sieht er als Pragmatist alles relational und bemüht sich darum, den Gegensatz zwischen
Realität und Erscheinung aus dem Weg zu räumen. Außerdem können wir seiner Meinung nach nur mit Hilfe mehr oder weniger
fakultativer Beschreibungen über die Dinge sprechen, die uns von unseren menschlichen Bedürfnissen diktiert werden. Die für
ihn leitende ethische Frage ist: Verfügen wir schon über bestmögliche Verfahren, die Dinge derart in Beziehung zueinander
zu setzen, dass wir durch angemessen Erfüllung unserer Bedürfnisse besser mit ihnen zu Rande kommen? Oder können wir eine
Zukunft schaffen, die besser als unsere Gegenwart ist? Unbedingtes gibt es für ihn in der Moral nicht, weswegen er die
Unterscheidung zwischen Moralität und Besonnenheit, Moralität und Zweckdienlichkeit, Moralität und Eigennutz so umzudeuten
sucht, dass der Begriff der unbedingten Pflicht keine Rolle mehr spielt. Zwischen dem Richtigen und dem Nützlichen gibt es
für ihn keine Gattungsunterscheidung. Als Pragmatist sieht er das Ideal der menschlichen Brüderlichkeit nicht dadurch erfüllt,
dass etwas Empirischem etwas Nichtempirisches, oder dem Natürlichem etwas Unnatürliches aufgezwungen wird, sondern er sieht
es als Höhepunkt eines Prozesses der Anpassung, der zugleich ein Prozess der Umgestaltung des Menschengeschlechtes ist. Moralischer
Fortschritt bedeutet also für ihn nicht bloße Zunahme der Rationalität. Auch nicht einer allmählichen Verminderung von Vorurteilen,
wodurch uns ermöglicht wird unsere moralischen Pflichten besser zu erkennen. Und ebenso nicht eine bloßen Zunahme von
Intelligenz. Sondern Rorty sieht den moralischen Fortschritt darin, dass wir zunehmend sensibel und empfänglich für die
Bedürfnisse einer immer größer werdenden Vielfalt von Menschen und Dingen werden. Dass wir immer fähiger werden, auf die
Bedürfnisse immer umfassenderen Personengruppen positiv zu reagieren. Die Frage der Wahrheit tritt hier in den Hintergrund.
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