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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Julian Nida-Rümelins & Nathalie Weidenfelds Meinung zum Catcalling (sexuell anzüglichem Hinterherrufen)

Die Autoren stellen fest, dass während sich die Gesellschaft an einen immer rüderen Ton gewöhnt hat - hier besonders auch in den sozialen Medien, die Toleranz für plumpe Anmache paradoxerweise immer geringer wird. Anti-Catcalling-Aktivistinnen sehen im Nachpfeifen und Anmachen von Frauen einen Ausdruck männlicher Dominanz, das von grundlegender Aggressivität gegen Frauen zeugt. Die Autoren verweisen, dass im Straßenstrich und Bordellen oft umgekehrt die Männer einer solchen Anmache ausgesetzt sind und darauf, dass Männer, wenn sie Frauen so anbaggern, häufig nicht dominant sich, sondern förmlich zum Zuneigung und Aufmerksamkeit betteln. In Hinsicht auf das von Aktivistinnen geforderte Anerkenntnis von Catcalling als Strafbestand meinen die Autoren, dass es äußerst problematisch wäre, generell Anmache zu kriminalisieren. Denn damit würden zugleich Straftaten wie Beleidigungen, Belästigungen und Nötigung bagatellisiert. Das entscheidende Kriterium für sie für zulässige oder unzulässige Anmache ist, ob sie von den Angesprochenen als herabsetzend und bedrohlich wahrgenommen wird.

Jürgen Czogalla, 28.05.2022