Philosophisch-ethische Rezensionen
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R. Jay Wallace Kritik am VoluntarismusDer Voluntarismus macht, so lobt Wallace, die deontische Struktur der Moral
verständlich. Er trägt ebenfalls dem akteursrelativen Charakter vertrauter moralischer Erfordernisse Rechnung. Wenn Gott
oder säkuläre Autoritäten den Individuen z.B. gebieten, gegebene Versprechen zu halten, dann würde man das daraus
entstehende Erfordernis missachten indem man das gegebene Versprechen bricht. Dagegen wir der kosmopolitische Aspekt einer
modernen Moral hier aber nicht wirklich gut vermittelt, so Wallace. Die Herausforderung besteht hier seiner Meinung nach
darin zu erklären, wie moralische Richtigkeit ihre Quelle einer gemeinsamen Zugehörigkeit zu einer umfassenden Gemeinschaft
von Gleichen hat. Der Ansatz göttlicher Anordnung stellt die Beziehung Gott - Individuum ins Zentrum anstatt die Beziehung,
die wir unter einander haben. Das Problem bleibt seiner Meinung nach auch dann bestehen, wenn wir voluntaristische
Auffassungen betrachten, die sich auf eine menschliche, statt auf eine religiöse Autorität berufen. Diese Auffassung
behauptet nach Wallace, dass sich moralische Richtigkeit durch Bezugnahme auf die Erwartungen ergibt, die uns von Mitgliedern
der Gemeinschaften auferlegt werden, in denen wir leben. Richtig ist zu tun, was den Forderungen anderer Menschen entspricht,
ansonsten drohen von der Gemeinschaft Sanktionen. Dadurch kommt aber für Wallace keine plausible Darstellung moralischer
Verpflichtung zustande, weil das Raster zu grob ist. Er nennt dann die Möglichkeit, dass man die Verpflichtungen auf die
Tatsache zurückführt, dass wir alle eine Autorität besitzen, mit der wir in unserer Eigenschaft als repräsentative Mitglieder
der moralischen Gemeinschaft moralische Forderungen an andere richten können. Allerdings wird hier die Vorstellung von
Autorität nach Wallace untergraben. Handlungen sind dann obligatorisch, wenn es für eine Person Gründe gibt, die entsprechende
Forderung an den Handelnden zu richten. Nicht die Autorität, sondern die Gründe übernehmen hier die explanatorische Arbeit.
Der Kantianische Ansatz behandelt dann die Moral als Gesetze, die der Handelnde sich selbst gibt und überführt so den
Voluntarismus in eine Ethik der Autonomie. Hier gibt es aber nach Wallace zwei Arbeitsfelder, von denen er wenig zuversichtlich
ist, dass sie befriedigend abgearbeitet werden können, nämlich 1. dass das voluntaristische Modell nur stimmig angewendet
werden kann, wenn man über das Verhältnis nachdenkt, dass der Handelnde mit sich selbst hat (Welche Autorität ist hier im
Spiel? Wie kann ein praktische Gesetz bindend sein, wenn es uns als Gesetzgeber immer möglich ist es abzuändern?) und 2.
ist nach Wallace zu zeigen, dass frei Handelnde verpflichtet sind das Sittengesetz auf sich selber anzuwenden. Nur dann
sind Handlungen universell für alle Handelnden gültig, die in einer Gemeinschaft von Gleichen stehen.
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