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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Dieter Thomä, Post- Nachruf auf eine Vorsilbe, Berlin 2025

Die Vorsilbe Post in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften ist seit mehr als einem halben Jahrhundert wirksam aktiv und Thomä bescheinigt damit beschäftigten Intellektuellen ein Schielen auf das, was ist, und auf das, was gewesen ist oder gewesen sein mag. Für sie ist die Gegenwart als Nachzeit aufzufassen und ihre Botschaft sozusagen der letzte Schrei. Mit seiner Analyse von der Verwendung der Vorsilbe Post möchte er den Menschen den Abschied von einer Denkrichtung erleichtern, die er für verfehlt hält, ja er möchte, dass diese ganze Epoche als das erscheint, was sie seiner Meinung nach ist, peinlich, einfallslos und unselbstständig. Er möchte also die Postismen vom Sockel stürzen. Es gilt seiner Meinung nach den Blick wieder mehr auf die Zukunft und ihren Erfordernissen zu richten. Dabei befasst er sich jeweils in eigenen Kapiteln genauer mit der Posthistoire, der Postmoderne und dem Postkolonialismus, die alle ihr Fett abbekommen, zugleich aber Wege aufgewiesen werden, die aus dem lähmenden Postismus hinausführen können. Ansätze finden sich dafür bereits in den Postismen selbst.

Thomä ist ein ausgezeichneter, geistreicher und witziger Erzähler und Analyst, der nicht grobschlächtig austeilt, sondern leichtfüßig und treffend fechtet. Als Einführung in den Postismus ist das Buch aber weniger geeignet, dafür ist es meiner Meinung nach einfach zu einseitig. Man erhält aber einen Überblick, der wohl etwas verzerrt ist, aber wer sich z.B. bereits näher mit Posthistoire, Postmoderne und Postkolonialismus beschäftigt hat, findet hier eine amüsante und durchaus tiefsinnige, viel belesene Kritik, im Grunde die Kritik an einer ganzen Epoche der Geisteswissenschaft, die sich dem Ende zuneigt. Es ist eine leichtgängige und leicht zugängliche Lektüre, die sich meine Empfehlung wohl verdient hat.

Jürgen Czogalla, 31.08.2025

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