Philosophisch-ethische Rezensionen
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Slavoj Žižek, Die politische Suspension des Ethischen, Frankfurt am Main 2005Der linksorientierte Philosoph Slavoj Žižek liefert ein Buch mit vielen Ideechen und Anmerkungen, aber ohne wirkliche
klare Linien und scharfe Konturen ab. Eine wirklich befriedigende Behandlung des Themas Ethik und Politik kann ich in dem Buch nicht finden, darum ist es ein
schwaches Buch, das sich in Analyse von Einzelheiten erschöpft und das Große, das Ganze und vor allem das Eindeutige aus den Augen verliert. Ein Buch das
Glänzen will ohne wirklichen Gehalt. Ein Buch, das blendet und dabei keine wirkliche Orientierung bietet. Auch
seine durchaus kreativen Einzelanalysen der politischen und sozialen
Lage – hier geht der Autor auf Konzepte etwa von Deleuze, Lacan, Foucault, Lévinas, Badiou, Butler und immer wieder Marx kritisch ein, reflektiert aber auch über
Literatur (z. B. Kafka) und Film (z. B. Charlie Chaplin), wenn es ihm passend erscheint, können zumeist nicht überzeugen, ja erscheinen mir zuweilen doch recht
obstrus und ganz abwegig zu sein (so interpretiert er zum Beispiel die christliche Eucharistie – man sieht hier auch, wie immer wieder weit abschweifend das Buch
ist – z. B. als eine untote Substanz des unzerstörbaren Lebens, die, wie in einem Horrorfilm, in den menschlichen Körper eindringt. Das mag zwar schon irgendwie
Aufmerksamkeit heischend sein, nur ist es meiner Meinung nach schon so blödsinnig, dass es noch nicht einmal als kleines Provokatiönchen taugt). Als linker
Intellektueller, der durchaus noch in Klassen denkt, träumt er noch ein bisschen von der Revolution gegen den Kapitalismus und seine
neuen Hoffnungsträger sind,
anstelle des alten Hoffnungsträgers, das Proletariat, nunmehr die Bewohner der ausufernden Slums in den Millionenstädten der Entwicklungsländer.
Fazit: Für mich war das Buch eine klare Enttäuschung mit sehr selten irgendwie brauchbarem Inhalt. Der Autor denkt und schreibt sehr überspannt aus einer philosophischen Welt heraus, von der er in diesem Buch sich keine Mühe gibt, dem Leser einen wirklich gängigen Zugang zu verschaffen, er wird sozusagen einfach mal hineingeworfen und muss sie sich dann aus den Stückwerken dieses Buches zu rekonstruieren versuchen. Das Buch macht aber nicht den Eindruck auf mich, dass das der Mühe auch wirklich wert ist. Jürgen Czogalla, 24.08.2014
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