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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Daniel-Pascal Zorn, Die Krise des Absoluten. Was die Postmoderne hätte sein können, Stuttgart 2022

Der Autor geht in seinem dicken Wälzer der Krise des Absoluten mit einem Gang durch die Philosophiegeschichte nach mit besonderem Fokus auf die Postmoderne, zu der er die philosophischen Strömungen des Poststrukturalismus, der Frankfurtern Schule, der Ritter-Schule, den neuen Pragmatismus, Kybernetik und Konstruktivismus zählt, die alle in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts geboren wurden. Sie ist für Zorn unter anderem mit den Namen Foucault, Derrida, Deleuze, Lyotard, Rorty, Ritter, Adorno und den Macy-Konferenzen verbunden.

Wer das Buch kauft um sich über die Postmoderne zu informieren, wie zum Beispiel ich, den erwartet eine Enttäuschung. Das Buch verliert sich in der Philosophiegeschichte und präsentiert Vielwissen, ohne zum Wesentlichen durchzudringen. Das Buch bedient sich romanhafter Erzählmittel (so wird etwa am Ende ein fiktives Gespräch der postmodernen Denker untereinander konstruiert oder es wird etwas aus dem Leben eines Denkers erzählt, dann wieder unterbrochen durch die Geschichte eines anderen Denkers und der Erzählfaden wird dann später wieder aufgenommen), die vielleicht ganz reizvoll sein können für eine rein unterhaltsame Lektüre - das ist sie allerdings für mich auch nicht wegen der vielen Abschweifungen -, aber tödlich für jemanden der sich einfach mal möglichst unkompliziert einen Überblick verschaffen möchte. Auch dass nach dem Lesen vielleicht nötige Nachschlagen wird durch die romanhaften Kapitelüberschriften, die keine wirklichen Hilfen zu philosophischen Sachthemen geben, praktisch unmöglich gemacht. Was soll man im Nachhinein mit solchen Überschriften wie "Traumzeit", "Moderne Kriegsführung", "Der Herr der Gegensätze" und so weiter noch anfangen? Für jemanden der sich nur für die Postmoderne interessiert ist das Buch quälend überlang. Natürlich kann ich jemandem, der nicht weiß, was ein Hosenknopf ist, damit anfangen von Adam und Eva zu erzählen, aber ist das wirklich noch sinnvoll? Auch der Untertitel des Buches mit "Was die Postmoderne hätte sein können" weckt die falschen Erwartungen. Denn ich sehe im Buch die Antwort des Autors nicht. Vielleicht hat er sie ja auch unter all den Details seines Buches irgendwie zugemüllt. Klare Darstellung des Wesentlichen sieht nicht nur anders aus, sondern ist offensichtlich vom Autor auch gar nicht gewollt. Zu Studienzwecken ist das Buch daher meiner Meinung nach überhaupt nicht geeignet. Und als philosophische Unterhaltungslektüre mit all der aufdringlichen Vielwisserei viel zu abschweifend. Um daraus ein gutes Buch über die Postmoderne zu machen, müsste es meiner Meinung nach um dreiviertel gekürzt werden und der Autor nochmal gründlich darüber meditieren, was da eigentlich wirklich das Wesentliche ist.

Jürgen Czogalla, 09.07.2022

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