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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Tilo Wesche über nachhaltige Eigentumsrechte

Für Wesche ist für die Folgenlosigkeit bisheriger Nachhaltigkeitsforderungen verantwortlich, dass sich ihr demgegenüber die Interessen der Wirtschaft als mächtiger erweisen. Werden der Natur aber erst einmal Eigentumsrechte zugesprochen, ergeben sich ökologische Pflichten gegenüber der Natur, die gesellschaftliche Maßnahmen erforderlich machen. Das bedeutet, dass sich ökologische Nachhaltigkeit für Wesche aus dem Eigentumsrecht ableitet. Denn Eigentumsschutz verpflichtet dazu, fremdes Eigentum nachhaltig zu nutzen. Menschen sind zur nachhaltigen Naturnutzung verpflichtet, weil Naturgüter als fremdes Eigentum genutzt werden und der Eigentumsschutz zu einer nachhaltigen Nutzung fremden Eigentums verpflichtet. Da Ökosysteme ihre Rechte nicht selbst wahrnehmen können, bedürfen sie eines advokatorischen Rechtsschutzes, der z.B. bereits in Bezug auf Kinder, geistig Behinderte oder Tieren etablierte Rechtspraxis ist. Wird der Natur Rechtssubjektivität zugeschrieben, dann kann nicht nur im Namen von Anwohnerinnen oder zukünftigen Generationen, sondern im Namen der Natur selbst geklagt werden. Treuhänder wachen darüber, dass die Nachhaltigkeitspflichten bei der Nutzung natürlicher Ressourcen eingehalten werden. Zugleich müssen dabei aber auch immer die Eigentumsrechte der Nutzer mitberücksichtigt werden. Es geht also nicht darum die vermeintliche Unberührbarkeit der Natur zu erhalten, sondern es geht um eine nachhaltige Nutzungsweise. Die Frage, die beantwortet werden muss, ist also, wie eine Nutzung der Natur aussehen muss, damit die Natur erhalten bleibt. Hierbei gilt das allgemeine Gebot zu einer ausgeglichenen Ökobilanz. So sollte jedes Unternehmen insgesamt eine positive Ökobilanz vorweisen können, um überhaupt Zugang zu natürlichen Ressourcen zu erhalten. Eine solche positive Ökobilanz setzt klimaneutrale, ressourcenschonende und artenschützende Weisen der Produktion und Konsumption voraus, so Wesche. Desweiteren haben Ökosysteme auch den Anspruch auf Entschädigung. Nachhaltiges Eigentum führt dazu, dass Naturgüter einen Preis haben, den ihre Nutzung kostet. Der Preis wird anhand der Kosten ermittelt, die anfallen, um eine Ökobilanz auszugleichen.

Jürgen Czogalla, 31.12.2023