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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Tilo Wesche, Die Rechte der Natur. Vom nachhaltigen Eigentum, Berlin 2023

Im Zentrum des Buches stehen Eigenrechte der Natur, mit Hilfe derer, so Wesche, ökologische Nachhaltigkeit deutlich wirkungsvoller umgesetzt werden kann. Wenn die Natur als Rechtssubjekt auf Augenhöhe mit Ihren Nutzerinnen steht, kann sie effektiv geschützt werden. Allerdings räumt er ein, dass die Vorstellung, dass eine nichtmenschliche Entität Rechtsinhaberin sein kann, dass also zum Beispiel ein Fluss sich selbst gehören könnte, nur schwer vereinbar mit den Rechtsvorstellungen des globalen Nordens ist. Darum ist es Aufgabe des Buches zu zeigen, warum Rechte der Natur mit modernen Rechtsordnungen vereinbar sind. Laut Wesche liegen sie sogar bereits als unabgegoltenes Potential modernen Rechtsordnungen inne. Es ist eine Idee, die sich aus den Rechtsordnungen ergibt, wenn sie konsequent zu Ende gedacht werden. Die ökologische Eigenrechtsidee kann ihnen also selbst entnommen werden. Ökologische Eigenrechte lassen sich aus den eigenen Rechtsgrundlagen herausbilden. Damit will der Autor Eigentum und die Frage "Wem gehört die Natur" in den Fokus von Klima- und Umweltpolitik setzen. Wenn zum Beispiel einem Fluss Rechte zustehen, weil bestimmte Naturgüter ihm gehören, ist sein Eigentum auch vor Zerstörung durch andere zu schützen. Darum ist der Mensch zu sorgsamem Umgang verpflichtet. Es gelten ökologische Pflichten, weil die Güter dem Fluss gehören und dieses Eigentum schützenswert ist, sein Wasser, seine Ufer und seine Fische können darum nur unter dem Vorbehalt von ökologischer Nachhaltigkeit genutzt werden, so Wesche. Warum der Natur Eigentumsrechte zuzustehen sind, erklärt der Autor, in dem er zunächst einmal erklärt, was wir derzeit in unserem Rechtssystem unter Eigentum überhaupt verstehen, bevor er dann daraus Rechte der Natur ableitet, womit er aber eigentlich meint, dass Rechte nur konkreten Ökosystemen zukommen.

Die Pointe des Buches ist, dass ausgerechnet über Eigentumsrechte, die geradezu die Voraussetzung für die ungehemmte Ausbeutung der Natur bildeten und zur globalen ökologischen Krise maßgeblich geführt haben, diese Krise entschärft werden soll. Das Buch ist tatsächlich für Juristen wohl von einigem Interesse, allerdings einem eher überschaubaren Publikum. Das gilt besonders für Teile des Buches, wo erklärt wird, was unter Eigentum eigentlich zu verstehen ist. Spannender ist es, wenn der Autor über die Folgen spricht, die es haben wird, wenn wir der Natur Rechte zugestehen. Ob man allerdings mit Eigentumsfragen die Herzen der Menschen erreichen kann, bezweifle ich. Aber es kann sicher ein wichtiger Baustein zukünftiger Klimapolitik werden. Das wird dann allerdings für uns alle bedeuten, dass das Leben wohl auch deutlich teurer werden wird.

Jürgen Czogalla, 31.12.2023

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