Philosophisch-ethische Rezensionen
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Julia Knop, Die großen Fragen. Philosophie für Kinder, Freiburg im Breisgau 2013Der vorliegende Band vereinigt zwei Bücher der Autorin in sich, nämlich „Die großen Fragen des Lebens“ und „Die
großen Fragen der Menschen“. Bei beiden Büchern wendet sich die Autorin zunächst mit einem Vorwort direkt an ihre kleinen Leser und beide Bücher enden in
einem Bereich („Was denkst du?“), in dem den Kindern Fragen, die im Zusammenhang mit dem vorher
Gelesenen stehen, gestellt werden, mit Platz, um die
eigenständigen Antworten dazu dann auch schriftlich festhalten zu können. Das erste Buch befasst sich mit neunzehn allgemein-philosophischen Fragen, auf die
die Autorin auf jeweils vier Seiten eingeht. Fragen sind hier z. B. wie man überhaupt richtige Fragen stellt, was der Mensch ist,
ob es Gott gibt und woher
das Böse kommt und was gerecht ist. Das zweite Buch beschäftigt sich mit vierzehn Fragen, zu der die Autorin auf zwischen vier und sechs Seiten Impulse gibt.
Hier sind die Fragen mehr auf die praktische Philosophie bezogen, wie z. B. warum wir überhaupt Gutes tun sollen, was Freiheit ist, ob gläubige Menschen
anders leben oder wann es endlich Frieden gibt. Die Impulse gliedern sich dann jeweils noch in kleine Unterabschnitte, so wird etwa die Frage „Wie stellt man
die richtigen Fragen?“ in den Abschnitten „Viele Wege führen nach Rom“, „Warum gibt es so viele Wissenschaftler?“ und „Sind Gedanken weich?“ behandelt. Dabei
lernt das Kind auf kindgerechte Weise schon auch einige Gedanken großer Philosophen kennen, genannt werden etwa unter anderem auch Platon, Aristoteles, Kant
und Habermas. Ab und zu wird das Ganze auch mal durch ein lustiges Gedicht angereichert und nicht gerade selten auch einmal mit einem Bibelzitat (insbesondere
aus den Psalmen). Denn die Autorin ist eine habilitierte katholische Dogmatikerin, die auch Vorlesungen in Religionspädagogik hält. So weiß sie sich
christlichen Werten und der entsprechenden katholischen Lehre selbstredend natürlich verpflichtet und das schlägt sich im Buch denn auch entsprechend nieder,
es bleibt aber zumeist mehr oder weniger dezent im Hintergrund (das Buch ist ja auch kein theologisches, sondern ein philosophisches Kinderbuch). Die Kinder
werden also durchaus auch immer wieder von der Autorin direkt aufgefordert bzw. dazu angeregt, sich zu den Fragen und dem, was die Autorin so schreibt, eigene
Gedanken zu machen, was mir gut gefallen hat. Den Kindern wird dabei auch vermittelt, bei wichtigen Lebensfragen unterschiedliche Perspektiven wahrnehmen zu
können. Die grafische Gestaltung mit vielen schönen und passenden, bunten Bildern ist doch recht nett gemacht, die Seiten des Buches sind schön dick, das Buch
hat eine gute Haptik und kann schon einiges an Belastung aushalten, ohne gleich auseinanderzugehen. Das ist sehr gut.
Das Buch macht auf mich einen sympathischen und einen insgesamt wirklich guten Eindruck, die Kinder können hier viel lernen, aber da wirklich viele Fragen behandelt werden, geht es bei ihnen auch nicht allzu sehr in die Tiefe, aber es reicht natürlich dicke aus, um die Rädchen im Kopf etwas in Bewegung zu setzen. Trotzdem ist es aber meiner Meinung nach schon eine echte Herausforderung für ein Kind ab etwa acht Jahren, sich durch die ganzen 177 Seiten hindurchzulesen, auch wenn die verwendete Sprache durchweg kindgerecht bleibt. Wer seinem Kind womöglich eher ein religionsneutraleres Buch – ohne dass es nun gleich religionsfeindlich wäre – kaufen möchte, das weniger Fragen, diese aber dann intensiver behandelt und das nicht ganz so brav ist, wie das Buch von Julia Knop, dem empfehle ich die kinderphilosophischen Bücher von den Franzosen Brigitte Labbé und Michel Puech „Denk dir die Welt“ und „Was verbindet die Welt“, ebenfalls ganz wunderbare Bücher mit lustiger Illustration. Jürgen Czogalla, 25.07.2014
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